Wilmsen-Wiegmann, 1956-heute, Bildhauer

Das Leben von Wilmsen-Wiegmann

Wilmsen-Wiegmann
Wilmsen-Wiegmann, 1956-heute, Bildhauer

Ein Leben lang schon folgt Christoph Wilmsen-Wiegmann der Spur der Steine. Er sammelt sie, eifrig wie ein Kind, am Meeresstrand, an den Ufern von Flüssen und Bächen, an Bergeshängen, in Steinbrüchen und Steinwerken. Auf langen Reisen durch Europa, Russland, Nordafrika, Israel und Amerika erforscht er in jungen Jahren vor allem die Kulturgeschichte des Steins. Saxa loquuntur, so zitiert er die alten Lateiner, die Steine sprechen: „Sie raunen, sie erzählen; für Sage und Geschichte scheinen sie unsere vertrauenswürdigsten Zeugen. Alles gründet auf ihnen, und ihre Dauerhaftigkeit lässt, was auch immer geschieht, episodisch erscheinen.“ Die menschliche Lebensgeschichte behält dennoch ihren Wert. 1956 in Kalkar am Niederrhein geboren, richtet sich Christoph Wilmsen als 20-Jähriger ein erstes Atelier ein und baut Säulen aus gebundenem Stroh, Baumstämmen und Basalt. Nach dem Zivildienst macht er ein Archäologiepraktikum in Xanten, studiert in Krefeld und geht, wie er es nennt, auf Wanderschaft – um stets zurückzukehren. Seit 1986 lebt und arbeitet Wilmsen-Wiegmann, der seit seiner Heirat mit Jutta Wiegmann den Doppelnamen trägt, auf dem Niederheeshof in Kalkar-Appeldorn. Der Künstler ist nachhaltig fasziniert von den Stauchmoränen und mäandernden Wasserläufen in der Niederrheinregion. Immer wieder entdeckt er Kraftlinien in der Landschaft, die er mit seinen Skulpturen betont. Tore, Stelen und Pfeiler fokussieren den Blick und lenken die Aufmerksamkeit auf versunkene Geschichte und die Erhabenheit der Natur. Die bildhauerische Arbeit ist für Wilmsen-Wiegmann „eine Übung der Demut, des Schweigens und Verzichtens“.

Die Kunst von Wilmsen-Wiegmann

Der Bildhauer konzentriert sich auf einfache Grundformen: Säule, Kugel, Schale, Monolith. Bei der Arbeit folgt er den Besonderheiten des Steins, der Farbe, den Einschlüssen. Er zwingt dem Material nicht seinen Willen auf. Es entsteht, was zu dem Stein passt: Das kann eine Säule mit wellenartiger Struktur sein, eine glatt geschliffene Stele oder ein zurückhaltend behauener Marmorbrocken, der an einer Stelle so zart und durchscheinend wie Papier ist: „Lichtsteine“ nennt Wilmsen-Wiegmann solche Werke, in denen sich auf einfachste Art die Magie der Schöpfung offenbart.

(bikö)