Das Leben von Otto Piene (1928-2014)
So ein Lebensende wünscht sich wohl jeder Künstler. Einen Tag nach der Eröffnung seiner großen Ausstellung „More Sky“ (mehr Himmel) in der Neuen Nationalgalerie Berlin, voller Freude über das Gelungene, stirbt der 86-jährige Otto Piene bei einer Taxifahrt. Kurz zuvor, gebrechlich schon, aber glücklich, hat der alte Herr noch die Schau „Light and Air“ (Licht und Luft) in der Langen Foundation im Rheinland eröffnet. Seine Installationen an beiden Orten werden zum leuchtenden, funkelnden, schwebenden Vermächtnis eines großen Idealisten und Ästheten. Piene, 1928 in einem westfälischen Nest geboren, studiert Kunsterziehung und Philosophie in Düsseldorf und Köln, arbeitet als Dozent an der Modeschule und erfindet 1957 mit seinem Studienfreund Heinz Mack das Kunstprinzip Zero. Nach der Documenta 1964 geht Piene als Gastprofessor in die USA, von 1974 bis 1994 leitet er das Medienlabor für künstlerisch-optische Experimente am Massachusetts Institute of Technology in Boston. Beflügelt vom amerikanischen Optimismus bewahrt sich Piene den Traum, die Dunkelheit mit Kunst zu bezwingen. Er entwirft Lichträume, lässt Lichtgeister tanzen und heliumgefüllte Sterne aufgehen. 2008 ist er Mitbegründer der Zero Foundation in Düsseldorf.
Die Kunst von Otto Piene
Die ideale Kunst für Otto Piene ist losgelöst von Rahmen, Wänden, Konvention. Am liebsten ließ er Lichtstrahlen tanzen und inszenierte Sky Events, Himmelsereignisse, mit aufsteigenden Ballonskulpturen. Nichts soll den Betrachter bedrücken, klein machen. Pienes Feuerbilder mit Spuren verbrannter Farbe sind keine Zeichen von Zerstörung, sondern von Befreiung. Die Formen explodieren. Leidenschaftlich streben sie der Sonne entgegen, rot, gelb oder blau leuchten die Hintergründe. Und der Empfindung wachsen Flügel.
(bikö)