Biografie von Leo Erb
Auf den Fotos, die von ihm blieben, sieht man Leo Erb ganz in Weiß. Die reinste aller Farben, die unbunte, prägt sein Leben, seine Kunst. 1923 in St. Ingbert geboren, gehört Erb zu den jungen Männern, die vom Zweiten Weltkrieg vereinnahmt werden, nie wird er die Schneelandschaften Russlands vergessen, das endlose Weiß, durch das er ziehen muss in einer verlorenen Armee. Nach der Zeit der katastrophalen Ereignisse und dem Pathos der Propaganda-Kunst liegt die Abkehr von der Gegenständlichkeit nah. Wie viele Kollegen wendet sich Erb der Abstraktion zu, experimentiert mit Papierschnitten und konstruktiven Zeichnungen. 1957 gründet er mit Boris Kleint, seinem Lehrer aus der Saarbrücker Schule für Kunst und Handwerk, die avantgardistische „Neue Gruppe Saar“. Im Jahr darauf stellt er seine Linienbilder und Linienreliefs bei einer Ausstellung der Gruppe Zero in Düsseldorf aus. Auch in Paris, wo Leo Erb von 1961 bis 1975 lebt und in einem selbstgebauten Atelier arbeitet, erliegt er nicht dem Charme der äußeren Erscheinungen, sondern entwickelt weiter seine meditativen Werke, die nichts als Licht und Schatten zum Thema haben. Gelegentlich geraten schwarze Linien in Bewegung und erinnern an Schrift, oft sind sie nur Prägungen im Papier, später geben sie raumgreifenden Skulpturen eine ruhige Form. Letztendlich gelingt Leo Erb, was er 1992 in den Titel einer weißen Linienplastik für Saarlouis schrieb: der „Triumph über das Chaos“. (bikö)