Biografie von Jannis Kounellis
Der Grieche Kounellis, 1936 in Piräus geboren, lebt seit 1950er-Jahren in Rom und kommuniziert auf Italienisch. Die römische Eleganz hat aber ebenso wenig auf ihn abgefärbt wie seine Zeit als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie 1993-2001. Alles Schicke und Glatte ist diesem knorrigen Mann zuwider, und sicher wäre er gar nicht beleidigt, wenn er hörte, dass er eher wirkt wie ein Malocher oder Olivenbauer nach einem arbeitsreichen Leben. Auch sein Werk verachtet die schönen Oberflächen. Es soll von Erfahrungen und vom Menschen berichten, auch wenn überhaupt keine Figur zu sehen ist. „Man muss wissen“, sagt Kounellis, „woher man kommt“. Und so benutzt er Materialien, die aus verlassenen Schuppen oder Fabriken stammen könnten: staubende Kohlen und Kaffeesäcke, Stahlträger und zerborstene Bretter, ausrangierte Möbel, verwandelte Schrott-Teile, allerlei Stoffe und Dinge des Alltagslebens, die er zu bizarren Reliefs oder Installationen arrangiert. An einem Bettgestell, Symbol für Geburt, Schlaf und Tod, zischt eine Propangasflasche wie eine wütende Schlange und spuckt Flammen. Und dann ist alles wieder still – wie in der Terragrafik-Edition „Das Evangelium nach Thomas“, für deren Druck der Künstler roten Sand aus der biblischen Wüste von Israel verwendet hat. (bikö)