Das Leben von Emil Schumacher (1912-1999)
Auch wenn die Kritiker und Sammler ihn schon zu Lebzeiten umschwärmen und er sich ein Haus auf Ibiza leisten kann – aus Emil Schumacher ist nie ein Schickimicki-Künstler geworden. Der 1912 geborene Sohn eines Schlossers trägt beim Malen blaue Arbeiterhosen und bleibt in Hagen hocken, weil die Industriestadt am Rand des Sauerlandes zufällig seine Heimat ist. Von hier aus sucht er sein Abenteuer. Noch bevor die Nationalsozialisten an die Macht kommen, hat der 19-jährige Schumacher 1931 ein Studium an der Kunstgewerbeschule Dortmund begonnen, um Werbegrafiker zu werden. Doch bald schon muss er seine Rolle spielen in Hitlers großem Krieg. Als technischer Zeichner dienstverpflichtet, arbeitet er von 1939 bis 1945 in einem Rüstungsbetrieb. Erst nach dem Zusammenbruch des Regimes beginnt im verwüsteten Deutschland die Zeit der künstlerischen Freiheit. Nach einer zurückhaltend expressiven Phase mit der Vereinigung „Junger Westen“, löst sich Schumacher in den 1950er-Jahren vom Gegenstand – und wird ein Star des Informel: Seine kraftvoll gestischen Bilder, oft aufgemischt mit Sand und Metall, manchmal traktiert mit Hammerschlägen, wecken auch müde Betrachter. Er zeigt sein Werk bei der Documenta und auf den Biennalen, wird nach Amsterdam und Paris, New York und Tokio
eingeladen, mit Orden geschmückt, als Lehrer verehrt. Von 1966 bis 1977 ist Schumacher Professor an der Akademie Karlsruhe. 1999 stirbt er auf Ibiza. Die Stadt Hagen widmet ihm posthum ein Museum. Und seine Texte über Kunst hallen bis heute nach: „Denn das Maß des Bildes ist die Kraft, die den Weg der Linie diktiert.“
Die Kunst von Emil Schumacher
Obwohl sich Schumacher vom Abbild befreite, ließ er sich doch von den Kastanienzweigen vor seinem Fenster oder den Schneeresten nach der Schmelze inspirieren. Auch, wenn man es
nicht erkennt: All die schroffen Spuren von Schwarz auf Farberuptionen, die der Meister des Abstrakten Expressionismus in die Welt setzte, haben ihren Ursprung in der sichtbaren Welt. Schumacher fühlte sich immer der Natur verbunden und, wie er schrieb, „der Erde näher als den Sternen“. (bikö)